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Verswerke
by JoCeS

Die unscheinbare Frau


Sie ist eine Dame von Welt
Die erhält
Was ihr gebührt
Die sich rührt
Wenn ihr was nicht paßt
Die niemand haßt
Die niemanden haßt


Sie ist allein
Ihr Mann ist gegangen
Sie hat das Verlangen
Traurig zu sein


Dame in Trauer
Dame in Schwarz


Die Dame hat Charakter
Und sie hat Geschmack
Ihr Diener im Frack
ist ein beleibter


Diener in Trauer
Diener in Schwarz


Nach Aussegnung und Rosenkranz
Ist endlich die Beerdigung
Nach Liebelei und Hochzeitstanz
erfährt sie endlich die Erlösung


Dame, Trauer
Trauer, schwarz

046-047

Kinder
 

Ich liebe Kinder, denn sie sind sorgenlos
Ich hoffe bloß
Daß das so bleibt


Sie wissen noch nicht, was Probleme sind
Ach, mein Kind
Du tust mir leid


Auch du wirst es einmal spüren
Keinen wird es rühren
Wie es ist, Probleme zu haben


Ich mag Kinder, denn sie sind frei von Sorgen
Denken nicht an morgen
Wollen nur Antwort auf ihre Fragen


Ich beneide Kinder, und darum liebe ich sie
Doch nie
Werde ich wieder sein können, was ich so gerne war

Da mach was
 

Du stehst hier

Neben mir

Bleibst stumm

Kein Warum

Unverziehen

Nur geschwiegen

Von Anfang an

Wie man das bloß aushalten kann

Die Zeit vergeht

Man versteht

Dieses Flackern

Wird erlöschen

Wenn Gefühle mit sich kämpfen
 

Wann, wie, wodurch, wobei
spalten sich Gefühle entzwei
gehen Menschen getrennte Wege


Weshalb, wieso, warum
kehren Gefühle langsam um
ändern Menschen ihre Ansicht


Wann, wie, wodurch, wobei
ringt das Verdrängte nach Luft
hält das Gewissen nicht mehr dicht


Weshalb, wieso, warum
bleiben Menschen dennoch stumm
werden Gefühle unterdrückt


Nachts, grausam, durch Reden, beim Kaffee
haben sich Menschen überwunden
haben Gefühle andere besiegt

Und laut schreit das Opfer
 

Leise weht der Wind des Todes
Leise ruft der Tod uns zu
Leise holt der Tod sein Opfer
Schweigend sieht das Leben zu

 

 


Eingependelt – Ausgeklinkt

(geschrieben: irgendwann zw. 1990-94, wie die meisten)


Kaum gefragt, und schon verurteilt
Kaum entschieden, schon versagt
Kaum angefangen, schon belehrt
Kaum eingelebt, und schon gestorben

 

 


Das Leben ist ein Spielverderber


Man spielt
Nein, nicht mit Kindern
Eher wie ein Kind


Man spielt
Aber nicht nur mit Gedanken
Nicht nur mit dem Feuer


Man spielt
Weil das Leben nicht mitspielt
Mit dem Tod

 

 


Zeit


Zeit zu handeln
Zeit zu wandeln
Durch Nächte und durch Dörfer
Als Geist, der an das Gute glaubt
Der auf die Zukunft baut
Und der keinen Laut von sich gab
Als er noch lebte

Thanatos
 

Wieder mal nach Mitternacht
Gerade erst nach Haus’ gekommen
Schaut auf die Uhr und hat gedacht
Er hätt’ gelacht, er hätt’s gemacht
Er hätt’ sich grinsend umgebracht
Hätt’ er auch
Doch sein Gewissen sprach dagegen
Wieder nur ein Traum gewesen


Wieder mal nach Mitternacht
Er ist dem bunten Licht entronnen
Ißt aus Kummer und hat gedacht
Er hätt’ gelacht, er hätt’s gemacht
Und hätt’ sich einfach umgebracht
Hätt’ er auch
Doch sein Gewissen sprach dagegen


Wieder mal nach Mitternacht
Soeben der Musik entkommen
Läßt Tränen tropfen und hat gedacht
Er hätt’ gelacht und hätt’s gemacht
Und hätt’ sich blindlings umgebracht
Hätt’ er auch


Wieder mal nach Mitternacht
Er ist der Lebenslust entronnen
Hat keine Angst und nichts gedacht
Hat nur gelacht und hat’s gemacht
Und hat sich grinsend umgebracht

MODE
 

vollkommen unzeitlos
aber unzeitlos vollkommen

 

 


Um der Überschrift willen


Wörter, die es wert sind eine Überschrift zu sein, eine Kunst eigentlich
Eine Überschrift, die als solche allein nicht akzeptiert wird
Ein Gedicht, das nur um der Überschrift willen existiert
Eines von beiden, das das andere nicht verschlechtern darf
Zusammen:
Eine Kunst, das Gedicht der Überschrift anzupassen, und eine neue zu schaffen, die nicht weniger kunst ist als die bessere von beiden

 

 

 

 

Was bleibt


Tanzen tue ich jetzt
Geschriebenes liest man morgen
Singen bleibt verborgen
Auf Gemaltes wird gesetzt

 

 

 


Simone


S ie ist seltsam
 I  mmer noch
M anchmal lacht sie
O ft aber nicht
N iemand kennt sie
E iner doch

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Kugeln
 

Gelbe, blaue, rote, grüne
Ganzfarbig, aber auch gestreift
Kugeln, die irgendwohin rollen
An andere stoßen oder an ihnen vorbei
Kugeln, die irgendwohin rollen
Und plötzlich verschwinden
Von irgendwelchen Löchern geschluckt
Gerade war’s eine Schwarze

 

 

 

 

Verdammt zu lieben

 

Mondhelle Nacht
Vom Zauber erwacht
Von Gedanken gerührt
Zum Weinen verführt


Mondhelle Nacht
Von Geistern verlacht


Mondhelle Nacht
Lautlos gedacht
Ins Leben verbannt
Zum Lieben verdammt

 

 

 


Für Dich

 

Für Dich ein Gedicht

Zu machen, ist schwer.

Ich kann’s einfach nicht!

Das heißt: nicht mehr.

Ich konnte es mal.

Erinnerst Du Dich?

Die Bäume warn kahl

Und ich liebte Dich

An Dich
 

Ich stehe am Fenster und schau in die Ferne
Am Himmel leuchten blaß die Sterne
Und viel heller darunter eine Laterne


Ich stehe am Fenster und denke an Dich
Tränen rinnen mir übers Gesicht
Erhellt von einer Laterne und dem fahlen Mondlicht

 

 

 

 

Standpunkt


Hier atme ich neue, frische Luft
Hier umgibt mich ein völlig andrer Duft
Hier draußen freu’ ich mich des Lebens
Hier draußen ist die Welt des Gebens


Hier draußen in der Natur


Dort bringen Abgase die Wälder zum Sterben
Dort stürzen Treibmittel die Ozonschicht ins Verderben
Dort draußen schmeißt man alles weg
Dort draußen liegt schon so viel Dreck


Dort draußen in der Natur

 

 

 

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