Sie ist eine Dame von Welt
Die erhält
Was ihr gebührt
Die sich rührt
Wenn ihr was nicht paßt
Die niemand haßt
Die niemanden haßt
Sie ist allein
Ihr Mann ist gegangen
Sie hat das Verlangen
Traurig zu sein
Dame in Trauer
Dame in Schwarz
Die Dame hat Charakter
Und sie hat Geschmack
Ihr Diener im Frack
ist ein beleibter
Diener in Trauer
Diener in Schwarz
Nach Aussegnung und Rosenkranz
Ist endlich die Beerdigung
Nach Liebelei und Hochzeitstanz
erfährt sie endlich die Erlösung
Dame, Trauer
Trauer, schwarz
Ich liebe Kinder, denn sie sind sorgenlos
Ich hoffe bloß
Daß das so bleibt
Sie wissen noch nicht, was Probleme sind
Ach, mein Kind
Du tust mir leid
Auch du wirst es einmal spüren
Keinen wird es rühren
Wie es ist, Probleme zu haben
Ich mag Kinder, denn sie sind frei von Sorgen
Denken nicht an morgen
Wollen nur Antwort auf ihre Fragen
Ich beneide Kinder, und darum liebe ich sie
Doch nie
Werde ich wieder sein können, was ich so gerne war
Du stehst hier
Neben mir
Bleibst stumm
Kein Warum
Unverziehen
Nur geschwiegen
Von Anfang an
Wie man das bloß aushalten kann
Die Zeit vergeht
Man versteht
Dieses Flackern
Wird erlöschen
Wann, wie, wodurch, wobei
spalten sich Gefühle entzwei
gehen Menschen getrennte Wege
Weshalb, wieso, warum
kehren Gefühle langsam um
ändern Menschen ihre Ansicht
Wann, wie, wodurch, wobei
ringt das Verdrängte nach Luft
hält das Gewissen nicht mehr dicht
Weshalb, wieso, warum
bleiben Menschen dennoch stumm
werden Gefühle unterdrückt
Nachts, grausam, durch Reden, beim Kaffee
haben sich Menschen überwunden
haben Gefühle andere besiegt
Leise weht der Wind des Todes
Leise ruft der Tod uns zu
Leise holt der Tod sein Opfer
Schweigend sieht das Leben zu
(geschrieben: irgendwann zw. 1990-94, wie die meisten)
Kaum gefragt, und schon verurteilt
Kaum entschieden, schon versagt
Kaum angefangen, schon belehrt
Kaum eingelebt, und schon gestorben
Man spielt
Nein, nicht mit Kindern
Eher wie ein Kind
Man spielt
Aber nicht nur mit Gedanken
Nicht nur mit dem Feuer
Man spielt
Weil das Leben nicht mitspielt
Mit dem Tod
Zeit zu handeln
Zeit zu wandeln
Durch Nächte und durch Dörfer
Als Geist, der an das Gute glaubt
Der auf die Zukunft baut
Und der keinen Laut von sich gab
Als er noch lebte
Wieder mal nach Mitternacht
Gerade erst nach Haus’ gekommen
Schaut auf die Uhr und hat gedacht
Er hätt’ gelacht, er hätt’s gemacht
Er hätt’ sich grinsend umgebracht
Hätt’ er auch
Doch sein Gewissen sprach dagegen
Wieder nur ein Traum gewesen
Wieder mal nach Mitternacht
Er ist dem bunten Licht entronnen
Ißt aus Kummer und hat gedacht
Er hätt’ gelacht, er hätt’s gemacht
Und hätt’ sich einfach umgebracht
Hätt’ er auch
Doch sein Gewissen sprach dagegen
Wieder mal nach Mitternacht
Soeben der Musik entkommen
Läßt Tränen tropfen und hat gedacht
Er hätt’ gelacht und hätt’s gemacht
Und hätt’ sich blindlings umgebracht
Hätt’ er auch
Wieder mal nach Mitternacht
Er ist der Lebenslust entronnen
Hat keine Angst und nichts gedacht
Hat nur gelacht und hat’s gemacht
Und hat sich grinsend umgebracht
vollkommen unzeitlos
aber unzeitlos vollkommen
Wörter, die es wert sind eine Überschrift zu sein, eine Kunst eigentlich
Eine Überschrift, die als solche allein nicht akzeptiert wird
Ein Gedicht, das nur um der Überschrift willen existiert
Eines von beiden, das das andere nicht verschlechtern darf
Zusammen:
Eine Kunst, das Gedicht der Überschrift anzupassen, und eine neue zu schaffen, die nicht weniger kunst ist als die bessere von beiden
Tanzen tue ich jetzt
Geschriebenes liest man morgen
Singen bleibt verborgen
Auf Gemaltes wird gesetzt
S ie ist seltsam
I mmer noch
M anchmal lacht sie
O ft aber nicht
N iemand kennt sie
E iner doch
Gelbe, blaue, rote, grüne
Ganzfarbig, aber auch gestreift
Kugeln, die irgendwohin rollen
An andere stoßen oder an ihnen vorbei
Kugeln, die irgendwohin rollen
Und plötzlich verschwinden
Von irgendwelchen Löchern geschluckt
Gerade war’s eine Schwarze
Mondhelle Nacht
Vom Zauber erwacht
Von Gedanken gerührt
Zum Weinen verführt
Mondhelle Nacht
Von Geistern verlacht
Mondhelle Nacht
Lautlos gedacht
Ins Leben verbannt
Zum Lieben verdammt
Für Dich ein Gedicht
Zu machen, ist schwer.
Ich kann’s einfach nicht!
Das heißt: nicht mehr.
Ich konnte es mal.
Erinnerst Du Dich?
Die Bäume warn kahl
Und ich liebte Dich
Ich stehe am Fenster und schau in die Ferne
Am Himmel leuchten blaß die Sterne
Und viel heller darunter eine Laterne
Ich stehe am Fenster und denke an Dich
Tränen rinnen mir übers Gesicht
Erhellt von einer Laterne und dem fahlen Mondlicht
Hier atme ich neue, frische Luft
Hier umgibt mich ein völlig andrer Duft
Hier draußen freu’ ich mich des Lebens
Hier draußen ist die Welt des Gebens
Hier draußen in der Natur
Dort bringen Abgase die Wälder zum Sterben
Dort stürzen Treibmittel die Ozonschicht ins Verderben
Dort draußen schmeißt man alles weg
Dort draußen liegt schon so viel Dreck
Dort draußen in der Natur